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Da die ursprünglich für dieses Jahr geplante Rennradquerung des Schwarzwaldes aus Termingründen um ein Jahr verschoben werden musste, wurde kurzer Hand die Idee geboren, an einem passenden Wochen das Spiegelbild des Schwarzwaldes auf der westlichen Rheinseite mit dem Rennrad von Karlsruhe bis Freiburg zu bereisen.Wie es sich im Nachhinein herausstelle, eine phantastische Idee ein paar traumhafte Rennradtage in einer tollen Landschaft mit Ansprüchen jeder Art ans Rennradlerherz zu verbringen. Die Tour ist zur Nachahmung empfohlen, die Steigungen überwiegend moderat im 3-6 % Bereich, wenig bis gar kein Autoverkehr auf den zahlreichen kleinen Nebenstraßen und insgesamt Asphalt in ordentlicher Qualität. Angesichts der geplanten Höhenmeter haben wir das Gepäck von Unterkunft zu Unterkunft transportieren lassen. Die Touren waren mangels entsprechender Streckenvorschläge selbst zusammengestellt und warteten mit vielen positiven Überraschungen auf. Angesichts der Streckenlänge und der unterschiedlichen heimischen Trainingsmöglichkeiten hatten wir im Vorfeld darauf verzichtet, jede Erhebung mitzunehmen, die sich uns in den Weg gestellt hat und sind nur die erwähnenswerten Cols angefahren.

Mit dabei waren Björn und Florian aus Hamburg, Norbert aus Braunschweig, Ulf aus Karlsruhe und Dierk und Sven aus Freiburg.

Etappe 1, Karlsruhe – Phalsbourg, 135 km, 1.260 HM
Die Anfahrt zu den Vogesen wurde unfreiwillig verlängert, da die Rheinfähre wegen Hochwassers nicht fuhr und wir so zur „nächstgelegenen“ Brücke bei Iffezheim radeln mussten. So blieb aber genügend Zeit, dass wir uns langsam alle aufeinander einstimmen konnten, bevor es „richtig“ los ging. Die Vogesen haben wir am Fuß des Col du Pfaffenschlick erreicht, einem der ersten bei quaeldich.de erwähnten Hügel der Nordvogesen. Ein nicht zu unterschätzender, aber moderater Einstieg in die elsässische Bergwelt. Im weiteren Verlauf ging es immer wieder rauf und runter auf teilweise für den Autoverkehr gesperrten Wegen und es blieb Zeit, bei sonnigem Wetter den Blick über tolle Feld-, Wald- und Hügellandschaften schweifen zu lassen. Nach dem letzten Anstieg zum Zielhotel konnten wir den Sprung in den angenehm temperierten Hotelpool kaum erwarten. Die Energiespeicher haben wir bei einem umfangreichen französischen Abendmenü mehr als aufgefüllt.

Etappe 2, Phalsbourg – Gérardmer/Tendon, 141 km, 1.540 HM
Für die zweite Etappe war dauerhaft Regen vorausgesagt. Nicht die besten Voraussetzungen für eine Rennradtour aber wir mussten ja weiter. Also die Regenklamotten übergezogen und los ging es. Zunächst passierten wir wenige Kilometer hinter Phalsbourg das berühmte Schiffshebewerk Saint-Louis/Arzviller. Dass die Regenklamotten nicht für den Dauereinsatz geeignet sind, auch durch die Überzieher irgendwann Wasser in die Schuhe kommt und Pausen das Fahren nur noch schlimmer machen, haben wir schnell festgestellt. So beschlossen wir, den Col du Donon mit seinen 21 km Anstieg gemeinsam zu erklimmen. Es war der wahrscheinlich leichteste Anstieg eines Berges, den wir je gefahren sind und auch bei Regen schön und in der Sonne sicher traumhaft. Nach einer Fahrt auf einem Hochplateau ging es auf einer autofreien Waldstraße in die Anfahrt. An deren Ende habe ich festgestellt, dass der Lenker nicht von den paar Dellen auf dem Weg so wackelte, sondern weil ich vor Kälte am ganzen Körper dermaßen gezittert habe, dass ich ihn nicht mehr richtig festhalten konnte. Eine Möglichkeit zum Unterstellen und Aufwärmen gab es nicht und es waren noch 70 km zu fahren. So blieb nur die Möglichkeit, den eigenen Reaktor durch Tempo auf der Flachpassage wieder hochzufahren, was mir glücklicherweise gelungen ist. Gute 15 Minuten später hörte zudem auch noch der Regen auf. Einzig Björn machte in einer regennassen Kurve unmittelbare Bekanntschaft mit der Straße. Weder ihm noch uns anderen ist auf den weiteren Abfahrten bzw. der gesamten Etappe etwas Ernsthaftes passiert und wir konnten bei langsam aufklarenden Himmel und abtrocknenden Straßen die Landschaft der Mittelvogesen in Lothringen bewundern. Einen kleinen Schreck gab es noch im Ziel, denn unser Hotel war zu, aber wie sich umgehend herausstellte, waren wir umgebucht worden und sind mit einem Abendmenü und dem EM-Viertelfinalsieg der deutschen Mannschaft gegen Italien entlohnt worden.

Etappe 3, Gérardmer/Tendon – Freiburg, 144 km, 1.520 HM
Für die dritte Etappe war optimales Rennradwetter angesagt. Entsprechend gut gelaunt und in getrockneten Schuhen und Klamotten ging es in den Nationalpark Ballons des Voges, durch den größten Luftkurort der Vogesen, Gérardmer und an seinen beiden schönen Seen vorbei zum Col du Bramont, den Dierk und ich bereits vom vorangegangenen Sonntag vom L'Alsacienne her kannten. Auf gleicher Strecke passierten wir erstmals die 1.000 m NN – Marke und kamen auf den wunderschönen Vogesenhöhenweg mit tollen Aussichten, der Route des Crêtes. Der Anstieg zum Grand Ballon, dem höchsten Berg der Vogesen war dann auch nicht mehr weit. Über die 20 km lange genussvolle Abfahrt haben wir die Vogesen letztendlich verlassen und sind mit Rückenwind durch die flache Rheinebene zum Etappenziel Freiburg quasi geflogen.

Das Fazit: Die gemeinsame Tour hat Lust auf mehr gemacht und alle sind schon voller Vorfreude auf die Schwarzwaldquerung 2017. Die Vogesen sind ein wunderschöner Gebirgszug, ideal zum Rennradfahren und auch für die Nordlichter ohne entsprechende Trainingsmöglichkeiten dank seiner moderaten Anstiege sehr gut zu meistern.

Artikel von: Sven Teiwes