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Nach einer Langdistanz-Pause von 1½ seit dem letzten Ironman hatte ich mich 2013 für einen Start in Kopenhagen entschieden. Der letzte Wettkampf war in Australien (Bericht in der TriTime) und diesmal wollte ich gerne einen Wettkampf machen, der nicht so weit weg von Hamburg stattfindet. Roth, Frankfurt oder Klagenfurt kamen nicht in Frage, da ich diese Wettkämpfe schon mal gemacht habe (ich „probiere“ gerne neue Dinge aus) …und zudem wollte ich gerne einen Wettkampf machen, der etwas später im Jahr stattfindet. Vorher sollte die Konzentration mal wieder auf den zu absolvierenden Liga-Wettkämpfen der 2. Bundesliga liegen.

Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt…
Zu erstens: aufgrund einer Wadenverletzung (ich weiß leider bis heute nicht, wieso, weshalb und warum ich diese „Verletzung“ hatte) konnte ich lange Zeit weder Laufen, noch Schwimmen noch Radfahren. Ende April waren es ganze zwei Wochen ohne Training, danach konnte ich immerhin wieder schmerzfrei Radfahren und Schwimmen. Nur das Laufen ging leider weitere vier Wochen nicht und kurz vor einer Langdistanz macht man sich schon so seine Gedanken, ob das angestrebte Ziel der Bestzeit erreicht werden kann.

Zweitens war es ein total geniales Erlebnis! Nicht nur der Wettkampf sondern das gesamte Drumherum. Nicht nur die Begleitung durch meine Eltern und die wirklich sehr tolle Stadt Kopenhagen, sondern vor allem meine Freundin Nicole machten dieses Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Donnerstag vor dem Wettkampf reisten wir mit dem Auto an und nach einem kurzen Check-In machten wir zuerst einmal eine Stadtbesichtigung. Dabei stellten wir sofort fest, dass Kopenhagen tatsächlich eine Radfahrer-Hauptstadt ist. Um so verwunderlicher fanden wir es, dass bis auf die Messe nicht ein einziges Schild, Plakat oder sonst irgendwas auf einen Ironman hinwies. Dieser sollte immerhin drei Tage später mitten in der Stadt stattfinden.

Sightseeing
Aufgrund der vielen tollen Sehenswürdigkeiten und den Möglichkeiten, diese Stadt zu erleben, vergingen die Tage vor dem Wettkampf wie im Flug. Das Training war soweit abgeschlossen und bis auf einen lockeren Lauf am Freitagmorgen, das Testen der Wassertemperatur am Freitagabend (es war ziemlich frisch) und eine letzte „Radinspektion“ auf einem Teil der Radstrecke waren die Tage mit Sightseeing gut gefüllt.

Das Wetter war sehr schlecht einzuschätzen. Meist war es wechselhaft, mal mehr mal weniger windig, ab und an mal ein Regenschauer, aber die sonnigen Abschnitte wurden immer mehr und richtig kalt war es auch nicht. Allerdings änderten sich die Wettervorhersagen für den Wettkampftag so ziemlich jede Stunde, so dass es schwer war, zu entscheiden, was man in seine Wettkampfbeutel packen soll. Diese müssen, wie auch das Fahrrad, einen Tag vorher in der Wechselzone abgegeben werden. Ich entschied mich für eine Weste, eine Regenjacke, Ärmlinge und Handschuhe in dem Radbeutel, zog Neopren-Spitzen über meine Radschuhe und hoffte, dass beim Laufen der Einteiler nicht zu kalt ist.

Mittlerweile fieberte nicht nur ich sondern auch meine Eltern und Nicole dem Wettkampftag entgegen. Ich glaube, die waren fast nervöser als ich ☺

Aber es war toll, auch bis kurz vorm Rennen jemanden an meiner Seite zu haben, der einen davon abhält, nervös zu werden und der fast aufgeregter ist als man selbst. Zudem ist es toll, im Nachhinein so eine umfassende Dokumentation zu lesen und zu sehen, wie viele Freunde zu Hause mitgefiebert haben.

Schwimmstart in Wellen
Der Schwimmstart in Kopenhagen erfolgt in verschiedenen Startwellen. Um 7h starteten die Profis, um 7:10h die „älteren“ Männer und schließlich um 7:15h alle Frauen. Danach folgten die restlichen Altersklassen-Athleten in Startwellen von 10 min.

Geschwommen wurde eine Runde, in der man unter mehreren Brücken hindurchschwamm. Schön war, dass an den Brücken groß und deutlich die Kilometermarkierungen angebracht waren, was ich sehr positiv fand. Aufgrund der relativ kleinen Startgruppe war es für mich persönlich leider nicht möglich, ein paar ordentliche Füße zu „finden“, so dass ich die komplette Schwimmstrecke alleine absolvierte. Letztendlich finde ich das angenehmer, als sich mit 2000 Athleten zu prügeln, aber ab und an mal ein paar Züge im Wasserschatten zu schwimmen kann auch sehr entspannt sein. Dazu kommt noch, dass ich mir wahrscheinlich Vaseline in die Augen geschmiert hatte und alles unscharf gesehen habe. Somit musste ich immer mal wieder kurz „anhalten“, um zu überprüfen, ob die Schwimmrichtung noch stimmt. Letztendlich bin ich mit meiner Schwimmzeit einigermaßen zufrieden, auch wenn ich gehofft hatte, endlich einmal unter einer Stunde aus dem Wasser zu kommen!

Radfahren ohne Grenzen
Der Wechsel auf das Rad lief gut. Aufgrund der einigermaßen warmen Temperaturen entschied ich mich, nur lange Socken (in Vorbereitung auf das spätere Laufen) und eine Weste anzuziehen. Die Entscheidung war gut, denn sobald die Sonne mal rauskam, wurde es angenehm warm. Allerdings war es nach wie vor sehr windig und zwischendurch regnete es auch einige Male. Die Radstrecke besteht aus einem Rundkurs, der zweimal zu durchfahren ist. Nach dem Schwimmen muss man allerdings erstmal quer durch Kopenhagen Richtung Norden fahren, wo die Strecke doch recht kurvig ist und man dadurch teilweise sehr vorsichtig fahren muss.
Einmal aus der Stadt rausgekommen, lässt sich die Strecke auf dem ersten Abschnitten nach Norden allerdings recht gut fahren. Bis es dann Richtung Westen geht und man den vollen Wind gegen sich hat. Ach ja, übrigens ist die Strecke alles andere als flach…und auch wenn es nur 800 Höhenmeter auf den 180km sind, so verläuft die Radstrecke, bis auf wenige Kilometer, immer hügelig. Und gerade auf dem Abschnitt „gegen den Wind“ kommen nicht nur noch Hügel dazu sondern die Streckenführung ist dort auch noch recht eng. Auf der zweiten Runde war es aufgrund der später startenden „schnellen“ überholenden Männer gerade hier sehr eng.

In der zweiten Runde bekam ich leider gerade auf diesem Abschnitt einen echten Hungerast, der mir sehr zu schaffen machte. Auch wenn ich meines Erachtens genug gegessen hatte, war es wohl dem Wind zu verdanken, dass ich mehr Energie benötigte als gedacht. Dazu kam dann noch, dass ich mich tierisch über die skrupellosen Windschattenfahrer und die nicht vorhandenen Wettkampfrichter auf der zweiten Radrunde aufregte. Leider bleibt einem keine andere Wahl als einfach weiterzumachen, auch wenn ich in diesem Moment mehr als einmal darüber nachgedacht habe, vor lauter Wut (sowohl auf die Teilnehmer als auch auf die Veranstalter) einfach aufzuhören…es ist unglaublich, was einem während ca. 50km Hungerast so alles durch den Kopf geht. Aber zu dem Thema Drafting gibt es ja nun schon genügend Kommentare, so dass ich das Thema hiermit beende und hoffe, dass die Veranstalter zukünftig vielleicht mehr Wettkampfrichter einsetzen.

Laufen im Eiltempo
Nachdem ich ca. 20km vor dem Wechsel in die Laufschuhe endlich wieder ausreichend Kraft gesammelt hatte, freute ich mich schon auf die Laufstrecke. Die Radstrecke hat zwar einige tolle Stimmungsnester, aber die meiste Zeit fährt man doch recht einsam durch die Gegend. Die Laufstrecke versprach viel Stimmung und vor allem wusste ich, dass viele Freunde dort stehen und mich anfeuern werden.
In der ersten Laufrunde war ich so motiviert und lief einfach mal los, ohne groß auf die Uhr zu schauen. Und die Stimmung an der Strecke war echt toll. Nicht nur im Bereich der Zielgeraden, an der man immerhin viermal vorbeiläuft (bevor man nach der vierten Runde in den leider viel zu kurzen Zielkanal einbiegen darf), stehen jede Menge Zuschauer, sondern fast über die gesamte Laufstrecke verteilen sich viele gut gelaunte Zuschauer.

Die erste Runde verging also wie im Flug und ich fürchtete schon, dass sich das irgendwann rächen würde. Denn wie anfangs erwähnt hatte ich ja einen gewissen Rückstand im Lauftraining aufgrund der Wadenverletzung gehabt, so dass ich nicht sicher war, ob ich ausreichend lange Trainingsläufe absolviert hatte. Zudem habe ich wenige Koppelläufe gemacht, die aber laut Aussage meines Trainers überbewertet werden. Dies kann ich jetzt auch bestätigen…
Von daher lief es auch in den drei übrigen Runden echt gut, auch weil ich aufgrund des Hungerastes auf dem Rad von Anfang an bei fast jeder Verpflegungsstelle einen Becher Isogetränk zu mir nahm. In der letzten Runde stieg ich auf Cola um, was mir als Anti-Koffein-Konsument immer noch mal einen extra Schub gibt.

Zudem spielte natürlich auch die Vorfreude auf meine Eltern und Freunde an der Strecke eine große Rolle. Diese sorgten dafür, dass ich die Laufstrecke trotz schmerzender Füße relativ locker und mühelos überstand.
Nach vier Runden Laufen war es geschafft und ich konnte freudestrahlend, und überglücklich über ein erfolgreiches Rennen, durchs Ziel laufen. Kurz vor dem Ziel standen dann wieder Eltern und Freunde und ich nahm mir die Zeit, diese herzlich zu drücken und zu knutschen. Dieses von Nicole gedrehte Video werde ich wohl noch öfter als Motivation zum Training auf den nächsten Ironman anschauen.

Zieleinlauf! Geschafft!!!
Nach dem Zieleinlauf tat mir erstmal alles weh. Ich wollte nur noch sitzen oder liegen, war aber auch stolz wie Oskar, vor allem auf meine Laufleistung. Nach der langen Verletzungspause hatte ich nicht damit gerechnet, noch einen so guten Marathon laufen zu können. Aber nachdem ich auch nach dem Zieleinlauf die Freude noch ausgiebig mit meine Eltern und Freunden teilen konnte, verschwand ich erstmal im Athletengarten, um mich massieren zu lassen und den Kohlenhydratspeicher zu füllen. Was mir erfahrungsgemäß nach einer Langdistanz schwer fällt, aber die Vernunft siegte und ich trank einen Eiweißshake und aß einen ordentlichen Teller Nudeln. Nach der Massage ging es mir deutlich besser und auch die Schmerzen waren quasi nicht mehr vorhanden!


Spenden-Info:

Finisher:
Peggy Kleidon: 622 min.

Gesamtstrecke: 226 km
Wettkampfzeit-Summe: 622 min.
Spendengeld: 62,20 €


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