Menu

Wettkampftag im „Paradies“

Nach unserer einwöchigen Akklimatisierung mit einigen Trainingseinheiten auf den original Ironman-Strecken war es nun endlich soweit.

3:45 aufstehen nach 4,5h festem Schlaf, der Duft des gerade von Jörg frisch aufgebrühten 100% Kona Kaffees durchdringt den Wohnraum unseres Miethauses, draußen ist es noch dunkel. Ruhepuls messen, Pflaster auf die Brustwarzen kleben, Eincremen mit SF50, Sachen zusammenraffen und einen Toast mit Kaffee als Frühstück.

4:30 Abfahrt von Kona zum ca. 45km entfernten nördlich gelegenen Fairmont Orchid Hotel Event Parkplatz. Beim kurzen Warten auf das Shuttle (gelbe US Schulbusse) war es ganz schön frisch draußen im Wind. Es dämmert langsam.

5:30 Abfahrt mit dem Shuttlebus zur 10km entfernten Wechselzone 1 in Hapuna Beach Park, gerade losgefahren, der 1. Adrenalin-Stoß für Micha, er merkt das er seine Trinkflaschen im Auto vergessen hat und überlegt ob er gleich wieder zurückfahren soll um sie noch zu holen, entscheidet sich aber dagegen. Jörg und Sigi helfen aus.

5:50 Ankunft Wechselzone 1 in Hapuna Beach Park, die Sonne kommt raus und es wird wärmer, Zeit eine Banane zu essen und noch etwas Powerbar zu trinken. Präparieren des Leih-Fahrrads (Cervelo P3), Aufkleben der Riegelklumpen aufs Oberrohr, Reifendruck erhöhen, Flaschen füllen (Powerbar Isoactive), ein letztes Nachcremen mit SF50 und noch einmal den Blick schweifen lassen über die erlesene Auswahl an High-Tech-Bikes in der vollgepropten Wechselzone und dann die 300m runter zum Schwimmstart. Die Zeit verging wie im Flug. Irgendwie hatte ich Jörg, Micha u. Sigi aus den Augen verloren.

6:50 Schwimmstart im Wasser für die Handvoll Profis. So jetzt aber schnell ins Wasser, es sind nur 3 Minuten Zeit bis zu unserem Start. Greg Alexander, der spätere Sieger und mehrfache Ironmanchampion ist am Vortag beim Radcheckin auf dem Parkplatz mit einem Lächeln und seinem roten Aero-Helm an uns vorbeigegangen.

6:53 Schwimmstart von 1936 Teilnehmern (neuer Teilnehmerrekord bei der 10. Auflage des Rennens), es war mal wieder die Hölle, bei einem Schwimm-Massenstart mit so vielen Teilnehmern vergisst Du das es Haie geben könnte, denn es geht ums nackte Überleben und der Begriff “Freischwimmen“ bekommt eine ganz neue Bedeutung. Die ersten 10 Minuten waren zum Abgewöhnen. Danach ging es dann bis zur Wendeboje, wo vor mir 3 Schwergewichter plötzlich in den Brustschwimm-Modus umschalteten. Das führte natürlich noch zusätzlich zur Verdichtung im Wendebereich. Von hinten spürte man den Druck der auflaufenden Schwimmer und die Rufe “Go on…keep swimming!!!“ Micha, Sigi und Jörg sind ein bisschen weiter hinten gestartet und fanden es nicht so schlimm und haben sogar eine Schildkröte und Fischschwärme im ca 25 Grad C warmen Salzwasser des Pazfiks gesehen. Die Streckenbojen waren viel zu klein und ich habe bei dem relativ geringen Wellengang gar nichts gesehen. War aber trotzdem schön die 1,9km so im Meer zu schwimmen. Mit der sicheren Erkenntnis im Kopf, dass man jetzt gleich klitschnass auf dem Rad nicht frieren würde gab es auf dem Weg zur Wechselzone noch eine kurze Dusche um das Salz des Meerwassers abzuspülen.

Radfahren 90km 500 Hm:
Auf der 45km Wendepunkt-Radstrecke bis nach Hawi (ein verschlafenes nur eine Hauptstraße umfassendes Örtchen tot an der Eckfahne im äußersten Nordwesten von Big Island) lief es erstmal richtig gut. Einer nach dem Anderen der Topausgestatteten Teilnehmer wurde eingesammelt. Auf den letzten Kilometern vor dem Wendepunkt Hawi ging es leicht bergauf es wurde dann recht windig, auf dem Rückweg von Hawi ist man auf manchen Passagen mit Gegenwind fast stehengeblieben. Die aufkommende Hitze war okay (mir kann es beim Radfahren nicht warm genug sein) und die Landschaft entlang der Pazifik-Küste entschädigte für die Strapazen. Der Bodenbelag war durchgehend gut. Mit meinem eigenem Kuota Kalibur und den Zippos wäre ein bisschen mehr möglich gewesen, aber letztendlich bekommst Du nur das an Leistung heraus, was Du auch reinsteckst, bzw. trainierst.

Laufen 21,1 km 250 Hm:
Landschaftlich ergab sich auf der Laufstrecke über den Golfplatz des Fairmont Orchid Hotels gefühlt alle 5min. ein neues Postkartenmotiv. Die heute in dieser Woche das erste Mal klar zu sehenden über 4000m hohen Vulkan-Gipfel des Mauna Kea und des Mauna Loa, Lavafelder, das Grün des Golfplatzes gesäumt mit jeder Menge Palmen, Blumen und exotischen Pflanzen.
Ja das war das Paradies im Paradies zum Urlaub machen, aber zum 21km Laufen bei 33°C im Schatten (in der Sonne richtig heiß) mit 250!! Höhenmetern (das ist von Königslutter bis zum Tetzelstein) und zu ca. 20% über den superweichen Rasen des Golfplatzes (vergleichbar mit dem Teppich in Luxushotels oder Laufen am Strand) ist es ist nicht optimal. Am Beginn des Laufens war ich nicht davon überzeugt bis zum Ende durchzuhalten. Die aufsteigende Hitze und Luftfeuchtigkeit wirkten wie ein Schlag mit dem Hammer und es wurde mir schnell klar, dass man hier nicht am Limit laufen kann und das die ausreichende Flüssigkeits- und Energieversorgung ein wichtiger Faktor zum durchhalten sind. Also einen Gang zurückgeschaltet um das in diesem Augenblick einmalige Ambiente und die oben beschriebene Landschaft noch ein bisschen zu genießen, wenn man bei permanentem Puls von 158 (88% HFmax) davon sprechen kann. Und an jedem Verpflegungsstand Wasser, Cola, etwas Salz und Eiswürfel zum Kühlen unter die Mütze. Es hat zum ersehnten Finish gereicht.

Wir haben alle 4 gefinisht, und sind bis auf den einen oder anderen Sonnenbrand (ich bin im Radtrikot gebikt u. gelaufen um die Schultern zu schonen) gesund geblieben. Das war mal wieder eine ganz spezielle Erfahrung die haften bleiben wird.

Ja das heute war wohl eines der härtesten Ironman 70.3 Rennen die es gibt oder wie die Verkäuferin im ABC Shop gestern sagte: "das ist doch nur der Mini-Ironman". Es ist aber wahrscheinlich auch das schönste 70.3 Rennen. Super organisiert und in einmalige Location.

Mit einigen Tagen Abstand kann ich sagen der Spirit von Big Island und Kona, den ich in dieser Woche nach 1994 zum 2. Mal erleben durfte, sind so einzigartig, dass ich auf diese Insel zurückkehren werde ob als Tourist oder Triathlet ist offen… Aloha

Die Ergebnisse:

Pepe Kasper
5:49:48 (40:28 - 07:50 - 2:49:36 - 02:54 - 2:09:00)
353. Platz / 50. Platz AK 45

Siegfried Horsters
6:13:07 (44:21 - 12:15 - 3:10:19 - 05:42 - 2:00:30)
544. Platz / 78 Platz AK 45

Michael Haß
6:22:18 (47:20 - 07:16 - 3:13:36 - 03:10 - 2:10:56)
637. Platz / 93. Platz AK 45

Jörg Otto
6:41:05 (47:21 - 10:01 - 3:04:06 - 06:31 - 2:33:06)
822. Platz / 74. Platz AK 50

Artikel von: Klaus-Peter Kasper


Spenden-Info:

Finisher:
Klaus-Peter Kasper: 350 min.
Siegfried Horsters: 373 Min.
Michael Haß: 382 Min.
Jörg Otto: 401 Min.

Gesamtstrecke: 112,9 km
Wettkampfzeit-Summe: 1506 min.
Spendengeld: 150,60 €


Mit jedem Start sammeln unsere Teamler Spendengeld bei unserem Sponsor ein.
Mach mit bei uns – egal wie fit du bist!