Zufällig sind Sven und ich am Mittwoch Abend darauf gestoßen, dass der diesjährige Rucksacklauf, ein über die Region hinaus bekanntes Skilanglaufanglaufevent am kommenden Samstag stattfinden würde. Eigentlich umfasst dieses Event 100 km Langlauf nur in klassischer Technik auf dem Fernskiwanderweg von Schonach zum Belchen, aber da auch dieses Jahr die Schneeverhältnisse nicht durchgängig gut waren, gab es eine gekürzte Strecke über 50km. Diese führte von Hinterzarten über den Feldberg, den Notschrei und das Wiedener Eck zum Belchen. Zudem war sie eben auch als Skating-Variante möglich. Interessiert war ich schon, das wollte ich schon irgendwann einmal mitmachen, und 50km klingen besser als 100km!!
So hab ich mir das Ganze noch ein wenig angeschaut und durchgelesen und in alten Impressionen gesehen, dass nicht nur Halbprofis dabei sind und mich dann recht spontan entschieden, einfach mitzumachen. Die Gefühle waren schon recht gemischt, da ich seit Weihnachten mangels Schnee und Zeit gar nicht mehr in der Loipe war und mein derzeitiger Zustand mit 1 x Laufen pro Woche auch nicht besonders gut ist, geschweige denn dass ich jemals schon länger als 25 km geskatet wäre. Aber egal, man muss auch mal etwas Probieren.
Das hieß also am Freitag Abend alles vorbereiten und am Samstag um 5:45Uhr aufstehen, um mit Gepäck und Ski Freiburg-typisch mit dem Rad zum Bahnhof zu fahren. Die Höllentalbahn war auch gut gefüllt mit einigen Langläufern, auch zur Verwunderung des Zugpersonals.
Anmeldung und Gepäckabgabe fanden in Hinterzarten in einer Sporthalle statt, alles gut organisiert und die Stimmung vor Ort war nett und entspannt. Die Schlange an der Damentoilette war auch angenehm kurz...das sah bei den Herren ausnahmsweise mal anders aus. Schließlich waren nur 24 Frauen und dafür 234 Männer gemeldet.
Ich nahm den letzten Bus zum Startort, der weiter oben am Rinken lag. So konnte ich noch so lang wie möglich im Warmen bleiben, denn die ersten Erkältungssymptome hatte ich schon in der Nacht.
Oben am Rinken angekommen, waren die klassischen Läufer schon weg und für uns Skating-Läufer sollte der Start dann eine halbe Stunde später um 9 Uhr erfolgen. Jetzt noch schnell Rucksack-Gewichtkontrolle (3kg für die Damen, 4kg für die Herren) und einen heißen Tee… wer wollte mit Schuss. Das hat auch tatsächlich jemand in Anspruch genommen!
Eine abschätzige Bemerkung über meine nicht wirklich gewachsten Ski musste ich mir noch anhören und als ich mir dann die Laufflächen von anderen angeschaut hatte, dachte ich, es wäre vielleicht doch gut, meine nicht nur mit dem Schnellwachs zu wachsen, sondern mal vernünftig. Und nach einer kurzen Erinnerung an Fair Play ging es auch schon los.
Mein Puls war hoch vor Aufregung, allerdings blieb er es auch. Es war echt anstrengend und die Ski liefen überhaupt nicht. Wo andere dahinglitten, musste ich ackern, um voranzukommen...blöd!
Schon bald ging es für längere Zeit in den Anstieg. Alle hatten mit sich zu tun. Hin und wieder gab es ein paar nette Worte beim gegenseitigen Überholen. In meinem Umfeld waren zwar alle ebenfalls motiviert, aber eben auch nicht verbissen. Wir hatten ja noch einiges vor uns.
Über viel auf und wenig ab ging es weiter Richtung Feldberg. Mein Befinden war nicht gut, irgendwie hatte ich mich noch nie so schlecht gefühlt auf Ski. Blöd, ausgerechnet heute. Aber ich kämpfte mich weiter. Irgendwann kam die angekündigte Wander-Passage, ein Bereich hoch zum Gipfel mitten durch Bäume, der nicht maschinell gespurt werden kann. Dies nutzte ich zum entspannteren Trinken nebenher. Als es dann wieder mit Ski weiterging, kam der Nebel. Absolut dichte Suppe, bis auf 2 m bis 3m konnte man nichts mehr sehen… Aussicht ist anders. Gut, dass ich das auch schon anders kenne. Wenigstens ging es jetzt endlich mal nur geradehin bzw. bergab und auch die Todtnauer Hütte tauchte auf. Ab hier kannte ich die Strecke dann auch wieder, d.h. jetzt über die Stübenwasenspur zum Notschrei. An den Anstiegen kämpfte ich nach wie vor und immer wieder dachte ich, es sei besser am Notschrei dann abzubrechen. Aber wie dann weiter...mein Gepäck wartete ja im Ziel. Mit solchen Überlegungen kommt man auch voran und irgendwann war ich dann auch am Notschrei- eine steile Piste runter zur Straße und zum Teestand und dort hörte ich dann auch schon laute Mama, Mama-Rufe. Smilla, Levin und Sven warteten dort auf mich und motivierten mich mit Banane, Apfel und Brezel und natürlich freudigen Küssen.
Ich hatte mich entschlossen weiter zu laufen. Das Wiedener Eck wäre auch noch eine weitere Ausstiegsmöglichkeit mit ÖPNV-Anschluss. Und es lief auch etwas besser. Vielleicht brauchte ich auch einfach mehr Zucker. Die kleine Verpflegung tat jedenfalls gut. Diesen Abschnitt waren wir erst vor 3 Wochen entlang gewandert, so wusste ich genau, wie der Verlauf ist. Kurz vorm Wiedener Eck wurde der Schnee immer dünner, die Strecke grottig und für einige hundert Meter musste man abschnallen. Die Streckenposten verschafften mir Motivation für den nächsten Abschnitt. Auf meine Frage, wie viele Kilometer es noch bis ins Ziel sind, antworteten sie: gute 15 km. Super, das war ja viel weniger als befürchtet, das schaff ich noch.
Das jetzige Teilstück bis zur nächsten Tee-Station lief zäh, wieder viel und steil bergauf, dazu noch schräge Anstiege und relativ schlechte Schnee-Bedingungen mit viel Nadeln und Dreck, nervig.
Mit zwei klassischen Läufern kam ich an die Tee-Station, schöner süßer Tee, auch zum Auffüllen meiner Trinkflasche, in der schon Eisschollen trieben. Bei anderen Läufern mit Trinkblase waren wohl die Schläuche zugefroren, erzählten die Tee-Frauen. Auch hier fragte ich nach dem km-Stand...noch knapp 13km! Schade! So ähnlich hatten wir das doch vor einer ganzen Weile schon gehört. Jetzt auf dieser Rundloipe noch 7,5km und dann auf der anderen Straßenseite noch 5km bis ins Ziel. Ok, also weiter.
Und hier lief es streckenweise auch ganz gut, hat sogar richtig Spaß gemacht...so wie ich das eigentlich kenne. Die Loipen waren gut, nichts los, der Wald schön und auch kein Nebel. So gab es auch immer wieder nette gegenseitige motivierende Worte.
Die letzten Kilometer ins Ziel ging es viel bergab, das tat gut. Zum Abschluss gab es noch einmal eine steile, vereiste Piste in den Besucher-besetzten Zielbereich...ohne Sturz gemeistert und dann war ich da...TOLL!
Neben dem leckeren Tee gab es auch hier wieder wärmstens empfohlenen Schnaps...aber nicht für mich.
Ich war froh und stolz angekommen zu sein, unter diesen Voraussetzungen.
Klar, beim Blick in die Ergebnisliste war ich schon etwas desillusioniert...so weit hinten und abgeschlagen!
In Gesprächen in geselliger Runde im Gasthof war auch schnell klar, dass ein Großteil hier regelmäßiger Wiederholungstäter, ambitionierter Rennradfahrer oder Mountainbiker ist und viele einfach mal keine Familie haben.
Alles in allem eine tolle Veranstaltung und beim nächsten Mal dann mit etwas mehr Vorbereitung und präparierten Ski (diese habe ich gleich am Montag schon in den Ski-Service gegeben).
Hier geht es zur Veranstaltungshomepage und den Ergebnissen: Rucksacklauf 2018