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Eigentlich sollte meine erste Langdistanz in 2020 stattfinden. Naja, wir wissen ja alle, warum das nicht funktioniert hat. Als die Motivation dann wiederkam habe ich mir gedacht „ein Jahr Zeit mehr für die Vorbereitung“.

In weiser Voraussicht habe ich mir den Luxus eines bezahlten Trainers gegönnt – was sich bezahlt gemacht hat, auch wenn ich ihn ab und zu mal verflucht habe. 😉

Am Freitag, 20.08.21, ging es los nach Kopenhagen, Steffen war aufgeregter als ich, ich hatte nur Angst irgendwas vergessen zu haben. Das habe ich tatsächlich auch, denn ich konnte meinen Startpass nicht mehr finden (und habe es auf den Umzug geschoben). Also schnell noch über die DTU per Mail ein „Ersatzdokument“ angefordert. Damit hat dann auch das Einchecken ohne Probleme geklappt (der Startpass hat sich übrigens noch in der Kiste, die ich bereits weit vor dem Umzug angefangen habe zu packen, aufgefunden …).

Das Village war natürlich deutlich kleiner als sonst, aber da es zu diesem Zeitpunkt in DK schon kein Corona mehr hab, hatte auch niemand eine Maske auf. Auch in den Supermärkten nicht, wir kamen uns da mit Masken schon wie Aussätzige vor …

Startunterlagen habe ich abgeholt, den Rucksack finde ich super, da er endlich mal richtig groß ist 😊
Bei den Badekappen habe ich mich, „für den Kopf“ nicht für die letzte Farbe (>1:30h) sondern die vorletzte entscheiden 😉
Da unser Hotel nur ca. 500m vom Start entfernt war, bin ich Freitagabend nochmal ins Wasser gehüpft, um dieses zu testen. Das stellte sich als eine sehr gute Idee heraus, denn man konnte bis zum Grund sehen, womit ich nicht gerechnet habe und was mich zunächst auch irritiert hat.

Der Samstag verlief entspannt, von Aufregung immer noch keine Spur :-D

Da ich die Strecke testen sollte, habe ich das geplante Anschwitzen auf dem Rad und beim Laufen auch direkt auf der Radstrecke gemacht, um ein Gefühl dafür zu bekommen.

Eigentlich hatten wir zu Hause eine Bolognese vorbereitet, damit ich am Abend vor dem Wettkampf etwas „bekanntes“ essen kann. Schade, dass die noch zu Hause im Kühlschrank stand. Aber die dänischen Nudeln mit Tomatensoße haben mir keinen Strich durch die Rechnung gemacht 😊

Und dann kam sie endlich, die Aufregung! Der Wecker war für Sonntag sehr früh gestellt (4 Uhr?), ich war aber schon eine Stunde früher wach, da ich dann doch (endlich) mal aufgeregt war! Als der Wecker dann „endlich“ klingelte hieß es für mich aufstehen, Frühstück reinquälen und fertig machen. Steffen ist erst kurz vor Abfahrt aufgestanden … Abfahrt trifft es auch gar nicht so richtig, denn wir konnten ja zu Fuß zum Start gehen.

Die Wetterbedingungen waren ideal für mich! Trocken, etwas bewölkt, ca. 20° für den Tag angesagt.
In der Wechselzone noch schnell das Rad gecheckt, den Ehering in der Toolbox verstaut (ich hätte ihn vermutlich beim Marathon „vermisst“) und den Beutel für die zweite Wechselzone abgegeben.

Ab 7 Uhr sind die ersten (Profis) ins Wasser gegangen, ich konnte mich also noch etwas Einschwimmen. Um 7:50 Uhr ging es dann auch endlich für mich los!
Ich habe mich bewusst am Rand gehalten, ich kann zwar ganz gut schwimmen, aber Gewusel brauche und mag ich trotzdem nicht 😉

Nach 500-700m hatte ich meinen Rhythmus und es schwamm sich richtig gut, beim ersten Wendepunkt waren zwar relativ viele Algen, die bis zur Wasseroberflächen gewachsen waren, aber das konnte mich nicht stören.
Mehr kann ich zum Schwimmen tatsächlich nicht sagen, außer dass meine Hände und Füße so RICHTIG kalt waren, es lief halt einfach 😊 Als ich aus dem Wasser kam, auf meine Uhr schaute und 1:17h sah dachte ich erst, ich muss mich beim Start verdrückt haben, aber es stimmte tatsächlich! 😊

Also ab in die Wechselzone, Beutel gesucht Neo aus usw. und ab zum Rad. Da habe ich erstmal den Ring aus der Box gesammelt (Steffen hatte schon Angst, es sei was passiert) und dann ging es los, 180km Radfahren, so viel bin ich glaube ich vorher noch nie am Stück gefahren, vor allem nicht auf dem Zeitrad!

Ich fuhr erstmal ca. 12 km aus der Stadt raus und ab da ging es dann auf zwei Runden. Runde eins lief super, irgendwann überholten mich auch Cameron Wurf und Lionel Sanders, was mich nochmal motivierte.
Eigentlich habe ich mir Kopenhagen ausgesucht, da ich davon ausgegangen bin, dass es nicht ganz so hügelig ist (nicht zu verwechseln mit hyggelig 😉 ), aber irgendwie habe ich mich da getäuscht. Es ging doch relativ viel auf und ab, wenn auch keine richtigen Berge. Ich bin aber immer schön brav die vorgegebenen Wattzahlen vom Trainer gefahren und fühlte mich gut.

Zum Ende von Runde eins tat mir der Hintern dann doch ganz schön weh (so ein Einteiler ist doch ne andere Hausnummer als die gemütliche Radhose) und da Steffen am Wendepunkt stand, konnte ich das wenigstens einmal kurz loswerden 😊

Runde zwei fühlte sich dann nicht mehr so toll an, mir taten die Oberschenkel ganz schön weh, was ich in der Form nicht kannte. Mir gingen da zum ersten Mal Gedanken wie „warum machst du das“ und „das machst du nie wieder“ durch den Kopf. Auch als ich in die zweite Wechselzone kam, sagte ich zu Steffen, dass ich aufhöre und nicht mehr laufen gehe.
Habe nur die Rechnung nicht mit seiner Schlagfertigkeit gemacht, denn er sagte mir, ich solle mich erstmal umziehen und loslaufen und dann schauen wir mal. Naja, irgendwie hatte er ja auch recht, also: Laufschuhe anziehen. Dabei habe ich mir Zeit gelassen (ich konnte mich schließlich hinsetzen :-D) , Sonnencreme durfte schließlich auch nicht fehlen.

Und dann lief es, wie bei eigentlich jedem. Man läuft erstmal viel zu schnell los. Die Schmerzen in den Oberschenken waren irgendwie weg, die ersten 3 km bin ich so dahingeflogen, ich konnte mich nicht bremsen, obwohl ich wirklich wollte. Das sollte sich rächen. Natürlich.
Uns war bewusst, dass der Marathon nicht leicht wird und das war wirklich eine harte Probe für mich und meinen Kopf. Es ging vier Runden am Wasser Richtung Norden und wieder zurück. Auch die Laufstrecke war alles andere als flach. Ich kam am Anfang jeder Runde am Zielkanal vorbei, wo ich den Moderator schon hörte „You are an Ironman!“ Naja, wenn das keine Motivation ist, was dann 😊
Runde eins lief ideal, ich bin komplett durchgelaufen, ab Runde zwei ging das dann schon nicht mehr so gut. Aber als ich gesehen habe, dass junge, trainierte Männer, vermeintliche Anwärter auf einen Kona-Slot auch die kleinen Wellen hochgegangen sind, hab ich mir gedacht „wenn die das machen, darf ich das sowieso“. Meine mentale Stärke wollte mich beim Halbmarathon zum DNF zwingen, aber ich hatte den besten Supporter an meiner Seite, der mich aufgemuntert hat, weiterzumachen (auch durch seinen Kontakt zu allen zu Hause gebliebenen).
Auf der letzten Runde tat das wieder anlaufen inzwischen mehr weh, als die kleinen Dinger zu überlaufen, also Arschbacken zusammenkneifen und drüberlaufen. Jetzt war es ja auch nicht mehr weit!

Und dann war ich auf dem letzten Kilometer, die letzten Kurven, die letzte Kehre, wo viele viele Zuschauer standen, da hier der Abzweig zum Zielkanal war (alle haben sich mega gefreut, als sie gesehen haben, dass man abbiegen darf!), die letzten Meter, mein Name stand schon auf dem Zielbogen!!!!

Steffen stand auf der Tribüne, da musste ich nochmal schnell anhalten und als ich dann durch den Zielbogen war konnte ich alles rausschreien, was mich die letzten 12,5 Stunden im Kopf und in den Beinen gequält hat, nach zwei Jahren Training konnte ich mir endlich diesen Traum erfüllen – I AM AN IRONMAN!!! (diesen Satz vom Moderator an mich habe ich übrigens nicht mitbekommen :-D)

Ich war froh und glücklich es geschafft zu haben, aber auch unendlich stolz! Es gab Zeiten in diesem Jahr, da ging es mir nicht so gut, da hätte ich nicht die mentale Stärke für eine Langdistanz gehabt. Umso glücklicher bin ich, dass ich es geschafft habe 😊

Es sind mittlerweile fast vier Monate und ein paar Kilo mehr seit meiner Langdistanz-Premiere vergangen und jetzt fange ich mal wieder mit dem Training an. Ob es noch eine für mich geben wird weiß ich noch nicht, erstmal habe ich noch zwei Mitteldistanzen aus 2020 nachzuholen 😉

Artikel von: Annkatrin Hanke


Spenden-Info:

Finisher:
Annkatrin Hanke: 758 min.

Gesamtstrecke: 226 km
Wettkampfzeit-Summe: 758 min.
Spendengeld: 75,80 €


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